... sein wie die Träumenden

Stern

Konfi-Projekt 2007

Konfirmation am 13. Mai 2007 in der
Auferstehungsgemeinde Freiburg-Littenweiler

Psalm 126, 1
Als Gott unser Schicksal wandte und uns freiließ,
da waren wir wie die Träumenden.
Da war unser Mund voll Lachen
und unsere Stimme voll Jubel.
Da sagte man unter den Völkern:
Gott hat Großes an ihnen getan.
Ja, Großes hat er an uns getan
und wir waren fröhlich über seine Freundlichkeit.
– Übersetzung nach Jörg Zink –

Zum Thema der Konfirmation "... sein wie die Träumenden" wurden 5 Objekte entwickelt und gestaltet.
Vier der Objekte geben dabei „Träume“ von Jakob, Jesaja, Jesus und Lebensträume der Konfirmandinnen und Konfirmanden wieder. Für diese vier „Träume“ wurde dabei das Motiv der ‚Jakobsleiter‘ aus Jakobs Traum durchgängig als Gestaltungsrahmen übernommen.
Das fünfte Objekt, „Jakobs Stern“, wurde nach einem Text aus dem 6. Jahrhundert gestaltet.

Im April 2007 realisierten die 24 Konfirmandinnen und Konfirmanden des Jahrgangs 2006/2007 zusammen mit Pfarrer Rudolf Atsma und einem Konfi-Team die fünf Objekte im „Dekan Strohmeyer Haus“ im Untermüstertal.

Raum
Raum

Blicke in den Kirchenraum vor Beginn des Gottesdienstes.

Kerze

Konfi-Kerze

Beim Konfirmationsgottesdienst waren die vier „Traum“-Objekte zunächst hinter großen Wolken an vier Seitenwänden der Kirche zusammengeklappt versteckt. Erst bei der jeweiligen liturgischen Station während des Gottesdienst wurden sie herunter gelassen.
Während der Predigt wurde dann der „Jakobs Stern“, der an der Kirchendecke hing, zum Leuchten gebracht.

Grundriss

Kirchengrundriss der Kirche
mit der Anordung der fünf Objekte
an den Seitenwänden des Raums.
 

Jakob

Jakobs Traum von der Himmelsleiter

Der erste Traum, mit dem sich die Konfirmandinnen und Konfirmanden auf dem zweiten Konfi-Wochenende beschäftigten, war ‚Jakobs Traum von der Himmelsleiter.’ Jakob hatte seinen Bruder Esau betrogen um den Segen des Vaters Isaak. Auf der Flucht vor seinem Bruder hat er nachts einen Traum:

Biblischer Text aus 1. Mose 28
Während er schlief, sah er im Traum eine Leiter, die von der Erde bis zum Himmel reichte. Engel stiegen auf ihr zum Himmel hinauf, andere kamen zur Erde herunter.
Und er hörte Gottes Stimme: "Ich werde dir beistehen. Ich beschütze dich, wo du auch hingehst, und bringe dich wieder in dieses Land zurück. Ich lasse dich nicht im Stich und tue alles, was ich dir versprochen habe."
Jakob erwachte aus dem Schlaf und war ganz erschrocken und sagte: "Hier ist wirklich das Haus Gottes, das Tor des Himmels!"

Erläuterung zu Jakobs Traum von der Himmelsleiter
Jakob ist in der Wüste eingeschlafen. Sein Kopf auf einen Stein gebettet, aber getragen und aufgehoben in Gottes Hand.
Aus der dunklen Nachtwolke steigen auf einer Leiter von Licht umgeben Gottes Engel zu ihm hinunter.
Da ist Gottes Haus, ein Tor zum Himmel. So haben wir auch unsere Auferstehungskirche dazu gemalt.
Der Kompass soll bedeuten, dass sich Jakobs Nachkommen in alle Himmelsrichtungen ausbreiten und die Einladung in Gottes Haus allen Menschen gilt.

Jesajas Traum vom Friedensreich

Im 8. Jahrhundert v. Chr. tritt der Prophet Jesaja in Israel auf. Im Namen Gottes beschreibt er seinen Traum von einem Friedensreich, das die ganze Schöpfung, Pflanzen, Tiere und Menschen umfasst. Nachhaltig hat seine Vision die Hoffnung vieler Menschen bis heute geprägt.

Biblischer Text aus Jesaja 2 und 11
Es kommt eine Zeit, da wird der Berg, auf dem der Tempel des Herrn steht, unerschütterlich fest stehen. Überall werden die Leute sagen: „Kommt, wir gehen auf den Berg des Herrn, zu dem Haus, in dem der Gott Jakobs wohnt! Er soll uns lehren, was recht ist; was er sagt, wollen wir tun!“ Er weist die Völker zurecht und schlichtet ihren Streit. Dann schmieden sie aus ihren Schwertern Pflugscharen und aus ihren Speerspitzen Winzermesser. Kein Volk wird mehr das andere angreifen, und niemand lernt mehr das Kriegshandwerk.
Dann wird der Wolf beim Lamm zu Gast sein, der Panther neben dem Ziegenböckchen liegen; gemeinsam wachsen Kalb und Löwenjunges auf, ein kleiner Junge kann sie hüten. Die Kuh wird neben dem Bären weiden, und ihre Jungen werden beieinander liegen; der Löwe frisst dann Häcksel wie das Rind.
Der Säugling spielt beim Schlupfloch der Schlange, das Kleinkind steckt die Hand in die Höhle der Otter. Niemand wird Böses tun und Unheil stiftet auf dem Zion, Gottes heiligem Berg.

Erläuterung zu Jesajas Traum vom Friedensreich
Auf dem unteren Bild wandern Menschen aus verschiedenen Ländern den Gottesberg, der alle anderen überragt, hinauf.
Dort steht der Tempel Gottes, aus dem Licht und Wärme strahlt.
Darüber breitet sich das Friedensreich aus, von dem Jesaja träumt: Panther und Ziege verstehen sich gut. Der Bär weidet mit der Kuh. ein Baby spielt mit der Schlange. Eine Friedenstaube trägt einen Ölzweig im Schnabel. Alle verstehen sich und mögen sich!

Jesus

Jesus Traum vom Reich Gottes

Jesus hat seinen Traum vom „Reich Gottes“, von Gottes neuer Welt mit vielen anschaulichen Bildern, aber auch mit klaren Worten und überraschenden Zeichen einladend dargestellt.

Biblische Texte aus dem Markus-, Matthäus- und Lukasevangelium
Jesus sagte: Wer das Reich Gottes nicht empfängt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen.
Das Himmelreich gleicht einem Schatz, verborgen im Acker. – Oder: einem Netz, das ins Meer geworfen ist und Fische aller Art fängt.
Es werden kommen von Osten und von Westen, von Norden und von Süden, die zu Tisch sitzen werden im Reich Gottes. – Und Letzte, die werden die Ersten sein, und Erste, die werden die Letzten sein.
Das Reich Gottes kommt nicht so, dass man‘s beobachten kann; das Reich Gottes ist mitten unter euch.

Erläuterung zu Jesus Traum vom Reich Gottes
Auf dem unteren Bild sieht man vor einer Mauer, außerhalb des Gottesreiches die Erwachsenen. Sie denken noch viel zu sehr an Geld, Arbeit, Probleme und ahnen noch nichts von Gottes Liebe. Innerhalb der Mauer sieht man die Kinder, die im Reich Gottes spielen. Sie begegnen sich auf eine fröhliche Weise.
Auf dem nächsten Bild kommen Menschen aus allen Himmelsrichtungen zum Abendmahlstisch. Da treffen sich die Menschen.
Darunter sieht man auf der rechten Seite Menschen, die noch nach dem Reich Gottes suchen. Das Gewitter deutet an, wie bedroht sie sind. Auf der linken Seite haben Menschen das Reich Gottes entdeckt: mitten unter ihnen.
Dann haben wir schließlich die Bildworte Jesu vom Schatz im Acker, der kostbaren Perle und vom Netz im Meer aufgenommen und dargestellt.

Jetzt wir – und unsere Lebensträume

Am Freitagabend unseres zweiten Konfi-Wochenendes hat jeder ein Blatt bekommen mit verschiedenen Satzanfängen: „Wovon ich schon lange träume; Mein Lebenstraum usw. Am Samstagmorgen hat dann eine Gruppe die Ergebnisse ausgewertet. Zu den Träumen, die am meisten vorkamen haben wir dann Symbole dazu gemalt.
Ja, und dann hat Tobi noch Fotos von uns aufgenommen, die gleich ausgedruckt und auf die Tafeln aufgeklebt wurden.

Jesus

Jakobs Stern

Ein Christ, der im 6. Jahrhundert in Palästina lebte, schrieb: „Stellt euch die Welt als einen Kreis vor, dessen Mitte Gott ist und dessen Strahlen die verschiedenen Lebensweisen der Menschen sind. Wenn alle, die Gott nahekommen wollen, zur Mitte des Kreises gehen, nähern sie sich gleichzeitig einander und Gott. Je mehr sie sich Gott nähern, desto mehr nähern sie sich einander. Und je mehr sie sich einander nähern, desto mehr nähern sie sich Gott." Dorotheos von Gaza, Unterweisungen

Predigt zum Konfirmationsgottesdienst

Pfr. Rudolf Atsma, Predigt am 13. 5. 2007 / Auferstehungskirche, Freiburg-Littenweiler

"...sein wie die Träumenden."

Sonntag Rogate, Konfirmation, Predigttext: Psalm 126, 1 - 3

Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, liebe Konfirmandenfamilien, liebe Gemeinde!

50 Jahre hatten sie vergeblich gehofft, gewartet, gezweifelt. Fast alle Bewohner Israels waren im 6. Jahrhundert vor Christus gefangen und weggeführt worden ins fremde Babylon. Keine Aussicht auf Heimkehr.

Und dann – nach 50 Jahren endlich – doch die Befreiung. „Als Gott unser Schicksal wandte und uns freiließ, da waren wir wie die Träumenden...“ – So klingt sie wieder auf diese Grunderfahrung des Glaubens, die von Anfang an die Geschichte Gottes mit seinem Volk befreiend begleitet. Immer wieder – wie im Traum – erweist sich das Vertrauen zu Gott als ermutigende und stärkende Kraft, die auch in den dunkelsten Tälern des Lebens Halt geben und einen Weg zeigen kann.

So erzählt es die Geschichte von Jakob, der nach seiner betrügerischen Trickserei, auf der Flucht vor seinem Bruder, nachts in der Wüste im Traum den Himmel offen sieht und erkennt, wie nah ihm Gottes Engel sind. Dort in „Beth-El“, dem ersten „Haus Gottes“, beginnt für ihn ein neuer Weg. Am Ende auch – nach vielen, vielen Jahren – schließlich die Versöhnung mit seinem Bruder Esau.

Jahrhunderte später finden wir dieses Motiv wieder, freilich noch viel umfassender. Da beschreibt der Prophet Jesaja seinen Traum von einem Friedensreich. Die Menschen haben endlich begriffen, dass Macht und Geld, Krieg und Gewalt das Leben nur zerstören. Darum verschrotten sie ihre Waffen und verwenden die sündhaft hohen Rüstungsausgaben zur Herstellung landwirtschaftlicher Geräte und zur Bekämpfung des Hungers weltweit. Und dieser Traum vom Frieden umfasst die ganze Schöpfung Gottes, Menschen, Tiere Pflanzen, Feuer, Wasser, Luft und Erde.

In einer „Zeitansage“ hat Dorothee Sölle vor wenigen Jahren diesen Traum aufgenommen:

Es kommt eine zeit
da wird man den sommer gottes kommen sehen
die Waffenhändler machen bankrott
die Autos füllen die schrotthalden
und wir pflanzen jede einen baum
(...)
Es kommt eine zeit
da werden wir viel zu lachen haben und gott wenig zum weinen
die engel spielen klarinette und die frösche quaken die halbe nacht
und weil wir nicht wissen wann sie beginnt
helfen wir jetzt schon allen engeln und fröschen beim lobe gottes

„...sein wie die Träumenden“ – viele Geschichten, Bilder und Zeichenhandlungen, die wir von Jesus kennen, sind davon geprägt. Das „Reich Gottes“ – Mittelpunkt seiner Verkündigung und seines Lebens – Gottes neue Welt, ist nicht erst zu erwarten am „Sankt Nimmerleinstag“, sondern hier und heute, mitten unter uns. Nichts anderes will Jesus mit seinem unbedingten Gebot der Nächsten- und Feindesliebe und in so vielen heilsamen Begegnungen und Worten vermitteln. Es ist eine andere Welt, ein anders Zusammen-Leben auf dieser Erde möglich. Da werden die Letzten die Ersten sein, da sind Gerechtigkeit und Friede untrennbar verbunden, da ist die Angst vor dem Tod endgültig überwunden und das Vertrauen zu Gott vereint alle am Tisch des Lebens.

Diesem Traum von einem gelingenden Leben sind wir in unserer Konfi-Zeit auf die Spur gekommen, trotz aller Schwierigkeiten, Probleme und bohrenden Fragen, die auch Jugendliche schon gut kennen. Wir sind eigene Schritte auf dem Weg des Glaubens gegangen, ebenso hoffnungsvoll, wie auch verantwortungsbewusst und wachsam.
„Jetzt wir - und unsere Lebensträume...“ – Auf unserer vierten „Himmels-Leiter“ – Darstellung habt ihr, eigene große und kleine Lebensträume beschrieben. Viele träumen davon,
„dass es auf der ganzen Welt keinen Krieg mehr gibt“;
„dass „jeder Mensch die anderen tolerieren und so nehmen kann, wie sie sind“;
„dass alle Menschen gleich behandelt werden und niemand mehr verhungern oder verdursten muss“.
Aber auch die Träume von einer ungetrennten Familie, und später einmal eignen – lieben(!) – Kindern, einem Pferd, einer Reise mit dem Fahrrad um die Welt fehlen nicht. Und einer träumt sogar von einem riesigen Berg Lasagne, um ihn „sorglos“ alleine aufzuessen...

"Wir sollten unser Leben, solange es dauert, mit unseren Farben der Liebe und Hoffnung ausmalen,“ schreibt Marc Chagall – zeitlebens ein aufgeweckter Träumer. Sein herrliches Plakat zu einer Aufführung der ‚Zauberflöte’ von Mozart hat uns bei unserem letzten Wochenende im Dekan Strohmeyer Haus im Untermünstertal begleitet – und inspiriert. Unsere vier Himmels-Leiter-Bilder sind natürlich viel einfacher, aber doch nicht weniger phantasievoll und vor allem, es sind wirklich eure eigenen Einfälle und Träume. Diese Darstellung und die Erinnerung daran soll euch, liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, noch lange begleiten und immer wieder ermutigen, euren Träumen als besonderen Botschaften Gottes zu folgen.

>Decke

Einen Traum habe auch ich mit euch zusammen verwirklichen können. Hier in unserer Auferstehungskirche ist mir lange schon die besondere Gestaltung der grauen Betondecke aufgefallen. Oben in der Mitte laufen die Rippen zusammen wie die Strahlen einer Sonne. Lange schon hatte ich daran gedacht, diese Mitte einmal zum Leuchten zu bringen. Mit dem großen, von euch gestalteten Stern ist heute dieser Traum erfüllt.

„Jakobs Stern ist aufgegangen...“ – ein uraltes biblisches Hoffnungsmotiv. In der Mitte goldglänzend hervorgehoben das Licht Gottes, umgeben von den Farben des Regenbogens: Seit Nohas Tagen Zeichen des Bundes und der bleibenden Liebe Gottes zu seiner Schöpfung. Von außen, auf den Strahlen des Sterns, führen Spuren (Abdrücke von echten Konfi-Füßen!) dort hin.
Ein Christ, der im 6. Jahrhundert in Palästina lebte, schrieb:

„Stellt euch die Welt als einen Kreis vor, dessen Mitte Gott ist und dessen Strahlen die verschiedenen Lebensweisen der Menschen sind. Wenn alle, die Gott nahekommen wollen, zur Mitte des Kreises gehen, nähern sie sich gleichzeitig einander und Gott. Je mehr sie sich Gott nähern, desto mehr nähern sie sich einander. Und je mehr sie sich einander nähern, desto mehr nähern sie sich Gott."

(Dorotheos von Gaza, Unterweisungen)

Ein ganz konkreter Schritt auf diesem Weg zueinander ist für unsere Auferstehungsgemeinde seit einiger Zeit die Aktion „Zukunft schenken“. Wir begleiten und unterstützen damit ein Heim für Straßenkinder in Montevideo/Uruguay. Vor allem haben wir in letzter Zeit Spenden und Kollekten gesammelt, um die Ausstattung eines Neubaus für Jugendliche, die dort eine Berufsausbildung begonnen haben, mit zu finanzieren.
Als ob sie von unserem heutigen Konfirmationsthema gewusst hätte, schreibt Ana Laura Ríos, eine seit ihrer Geburt stark körperbehinderte junge Frau aus Montevideo:

„Ihr lieben Freunde, ich weiß:
Manchmal ist das ein bisschen schwer zu verstehen, was ich Euch sagen möchte.
Denn meine Wunschträume sind oft so weit weg und gar nicht zu verwirklichen.
Aber unsere Träume machen uns Mut, auf unserem Weg weiterzugehen.
Ihr Freunde: Der Frieden ist etwas Wunderbares. Es lohnt sich, für ihn zu kämpfen.
Die Armut ist so ungerecht. Man muss etwas tun, damit sie verschwindet.
Darum lasse ich es mir nicht verbieten, auf meine Träume zu achten.
Das ist mein Leben.
Und darum möchte ich, dass die Menschen zusammenfinden.
Zusammen können wir es schaffen, eine bessere Welt zu bauen.
Zusammen, Ihr Freunde.“

Amen

Literatur

April 2016