drei
sam
tal
Giersbergkapelle – Kirchzarten
Marienkapelle auf dem Giersberg – Kirchzarten
Die Marienkapelle auf dem Giersberg, oder kurz Giersberg-kapelle, steht am oberen Rande eines Wiesenhangs vor einer Waldkulissen am Südostrand des Dreisamtal rund 70m über dem Ortszentrum von Kirchzarten. Der Kapellen-Vorplatz bietet einen malerischen Blick über das gesamte Dreisamtal in die Breisgauer Bucht hinaus. In der Ferne ist bei klarer Wetter sogar die Spitze des Freiburger Münsterturms zu sehen.
Die 1738 geweihte, barocke Wallfahrtskirche erreicht man von Kirchzarten aus zu Fuß und mit dem Auto.
Ein direkter Weg führt vom Kirchzartener Ortszentrum aus über den Roteckweg oder die Feldbergstraße vom Ortsrand aus zu Fuß geradewegs zur schmalen Silberbrunnenstraße (grüner Pfeil auf der Karte) und dann der Straße entlang steil aufwärts zur Kapelle. Mit dem Auto kommt man von der Höfener Straße auf die Silberbrunnenstraße (blauer Pfeil auf der Karte) und auf ihr bis zum Parkplatz auf dem Giersberg. Vom Schulzentrum Kirchzarten aus (rote Pfeile auf der Karte) gibt es weitere Möglichkeiten, um zu Fuß die Kapelle zu erreichen, zum Beispiel über den Kreuzweg mit seinen 11 Stationen.
Die Links auf OpenStreetMap und OpenTopoMap (Ausschnitt mit Höhenlinien) zeigen den rechten Kartenausschitt auf den Webseiten der Karten.
Das Äußere der Kapelle
Die Westseite des Kapellen-Anwesen, fotografiert mit einer Drohne.Fotos: © Gabriel Kirk
Zum Kapellen-Anwesen gehört neben der Kapelle mit ihrem Giebel und dem hohen Zwiebelturm auch die seitlich 1951 ange-baute „Pilgergaststätte St. Laurentius am Giersberg“ mit gleichhohem Satteldach.
In der Holzglockenstube des Turms, zwischen Kapellendach und Turmzwiebel, hängen zwei kleine Glocken. „Die kleinere Glocke 2 stammt … aus dem 18. Jh. und Glocke 1 … aus dem Jahr 1950“ [Glockeninspektion des Erzbistums Freiburg].
Der Kapelleneingang befindet sich mittig in der nordwestlich blickenden Giebelfront, darüber ein gleich breites Glasfenster. Im Giebel über dem Fenster steht in einer Nische die farbige Figur einer Maria Immaculata – die Patronin der Kapelle. „Ihr Haupt ist nach oben gerichtet, von zwölf Sternen umkränzt“ [Johanna Pölzl].
Neben dem Fenster stehen in den Nischen zwei Eremiten, die Wüstenväter Paulus von Theben, rechts, und Antonius der Einsiedler, links. Alle drei Figuren sind Kopien aus Beton, die Originale aus Holz werden im Gemeindehaus der Pfarrei St. Gallus verwahrt. Sie stammen „aus der Künstlerwerkstatt des berühmten Matthias Faller von St. Märgen“ [Franz Kern].
Foto in der Mitte: Maria Immaculata: Auf der Erdkugel stehend, zertritt sie mit ihrem rechten Fuß die Schlange, das Bild
des Bösen, die die Welt umfangen hält. Gekleidet ist sie mit einer weißen Tunika und blauem Umhang.
Foto links: Antonius der Einsiedler, „Vater der Mönche“, dargestellt mit einem T-förmigen Stab mit zwei Glöckchen
und einem Schwein als Schutzheiliger gegen Seuchen bei Mensch und Tier.
Foto rechts: Paulus von Theben, „erster christlicher Einsiedler“ dargestellt mit einem Raben, der ihm Brot bringt.
Der Legende nach lebte er von einer Quelle, einer Palme und diesem Brot.
Hinweis zu aktuellen Aspekten auf den Fotos:
Der Zaun rechts neben der Kapelle auf den Drohnen-Aufnahmen (Juni 2025) schützte vor einem ausladenden Ast einer rechts von der Kapelle stehenden Linde. Bei dem Giebelfoto – links oben – im Oktober 2025 war der Ast abgestützt, es bestand keine Bruchgefahr mehr.
Fotos rechts:
Die Skulpturen in den Nischen der Giebelseite sind bevölkert von Asiatischen Marienkäfern, daher die dunklen Punkt auf und neben ihnen. Am rechten Nischenrand der Maria Immaculata ist auch eine Amerikanische Kiefernwanze zu erahnen.
Der Kapellen-Innenraum
Marienkapelle auf dem Giersberg: Blick vom Eingang in die Kapelle zur Apsis
Tritt man durch die Eingangstür sieht man vor sich den rechteckige Kapellenraum, der von einer Apsis mit trapezförmigem Grundriss im Südosten abgeschlossen wird.
In den Seitenwänden öffnen sich korbbogige Fenster, drei rechts und zwei links, in den schrägen Apsis-Wänden und im schmalen hinteren je ein elliptisches Rundfenster nahe der Decke. Diese wölbt sich über den Raum, eingeschnitten durch spitze Seitengewölbe zu den Fenster hin.
Blickt man von der Apsis aus Richtung Eingang nimmt man einen schmalen, niedrigen Eingangs-Vorraum war. Über ihm eine kleine Empore mit hoher Brüstung. In ihrer Mitte der Orgelprospekt mit barockem Rahmen.
Gnadenaltar
Marienkapelle auf dem Giersberg: Gnadenaltar
Skulpturen
Anna selbdritt
An der Ostwand des Kapellenraums, nahe des Eingangsbereichs, zeigt eine bemalte, holzgeschnitzte Figuren-gruppe „Anna selbdritt“ aus der Mitte des 15. Jahrhundert: Anna, ihre Tochter Maria und deren Sohn Jesus. Anna, gekleidet in der Tracht der Frauen des ausgehenden Mittelalters mit Kopfputz und weitem Mantel, auf ihren Knien – als gleich große Figuren – Maria und das mit der Weltkugel spielende Jesuskind. [Hermann Althaus]
Kruzifix
Ebenfalls an der Ostwand des Kapellenraums, näher an der Apsis, hängt ein fast wandhohes Kruzifix, datiert vor 1420. Ursprünglich hing das Kreuz in der Kirchzartener „Pfarrkirche St. Gallus unter dem Triumphbogen zum Chorraum, bis diese um 1750 barockisiert wurde“ [Johanna Pölzl].
Das Kruzifix zeichnet sich durch intensive Ausdruckskraft, realistische Körpergestaltung und eine betonte Darstellung des Leidens Christi aus. Eine Gestaltungsweise des Gekreuzigten, die um 1400 aufkam, um das Mitgefühl der Gläubigen zu wecken. Das entsprach der spätmittelalterlichen Mystik, die das Mitleiden mit Christus als Weg zur persönlichen Erlösung sah.
Die drei goldenen, blattförmigen Strahlen – ein Strahlennimbus – am dornengekrönten Kopf des Gekreuzigten weisen auf die Dreifaltigkeit Gottes hin..
Pietà
Dem mittelalterlichen Kruzifix gegenüber zeigt eine „Pietà“ an der Westwand des Kapellenraums Maria mit dem Leichnam des vom Kreuz abgenommenen Jesus Christus in ihrem Schoß.
Vorlage für diese barocke Figuren-gruppe war die Pietà von Matthias Faller (1707-1791) in der Pfarrkirche St. Jakobus, Stege-Eschbach. – Foto links.
Sie ließ Franz Kern 1996 für die Giersbergkapelle von Otmar Kleiser (1930-2019) nachschnitzt. Franz Kern war Gemeindepfarrer von St. Gallus von 1983 bis 2000.
Fotoquelle: joergens.mi – Wikipedia; Zugriff im Oktober 2025
Skulpturen links und rechts in der Apsis
Deckengemälde
Fresken in der Deckenmitte
Fresken in den Fenster-Zwischenräumen
Aussicht
Tritt man an den Rand des Kapellenvorplatzes öffnet sich eine weites Panorama von Südwest bis nach Nordwest:
in der Nähe von Dächern des Schulzentrums Kirchzarten bis zur Grundschule von Kirchzarten;
im Hintergrund tauchen Hänge des Kaiserstuhls auf, davor der Münsterturm und der Freiburger Schloß-
bergturm und dann nochmal der Kaiserstuhl (der Totenkopf (557m) mit seinem Sendeturm);
dazwischen das Dreisamtal von Freiburg-Waldsee bis Freiburg Ebnet.
Fotoausschnitte:
Eingang zum Kappler Tal Waldsee, Freiburger Schloßberg Ebnet, Talvogtei, St. Gallus
Historisches
1700„Der Legende nach hat um 1700 ein Hirtenjunge des Schweizermelcherhofes aus Burg-Höfen beim
Vieh hüten am Brigittiwald unerklärte Stimmen vernommen. Gemeinsam mit anderen Gläubigen ging
er dem Gesang nach und fand in der Öffnung des Stammes einer Föhre eine kleine Statue der
Gottesmutter Maria.“ [Website der Gemeinde St. Gallus]
1709Nachdem Wallfahrten einsetzten, errichten einer kleinen Holzkapelle nahe der heutigen Kapelle.
1738Weihe einer neu gebauten, steinernen Kapelle am heutigen Standort am 24. November 1738,
neben der Kapelle wurde ein Brueder-Hauß errichtet.
1895Ursprünglicher Zweibelturm wird durch einen neugotischen Spitzturm ersetzt.
1951Das Bruderhaus wird abgerissen und die Pilgergaststätte mit Wohnung sowie die Sakristei gebaut.
1956Anstelle des Spitzturm wird wieder ein Zwiebelturm auf das Dach gesetzt.
1972 -1974 Restaurierungen
2013Erneuerung des Innenraums [siehe: Artikel von Silvia Faller]
Links und Literatur
Oktober 2025